K-AKTUELL 04-2017

Tag 4 – Samstag, 22. Oktober 2016 04 HOCHEFFIZIENT. ULTRAPRÄZISE. ATEMBERAUBEND. Der X-Blaskopf von Hosokawa Alpine. Setzt Maßstäbe in der Folienproduktion: X-tra produktiv: enorme Ausstoßleistung dank niedrigem Druckniveau im Blaskopf X-tra effizient: kurze Spülzeiten und minimaler Rohstoffverlust bei Materialwechsel X-tra präzise: perfekter Wendelverteiler für maximale Folienqualität ohne Portlines X-tra perfekt: hochpräzise Fertigung Made in Germany www.hosokawa-alpine.de K 2016 Halle 16, Stand D06 19 – 26 Oktober Düsseldorf „Die Zeiten ändern sich, und wir ändern uns in ihnen“, lau- tet ein alter Spruch, der o en- bar nie an Aktualität verliert. Inmitten massiver strukturel- ler Veränderungen steckt ge- genwärtig auch die Rohsto - versorgung der europäischen Kunststo ndustrie. Shale Gas und Globalisierung gehören zu den Schlagworten, die die Diskussion um dieses ema prägen. Entsprechend groß sind die Herausforderungen, denen sich hiesige Kunststo - verarbeiter beispielsweise in puncto Versorgungssicherheit gegenüber sehen. Beim zwei- ten Teil des „KI Group – Po- lymer Summit K 2016“ am 20. Oktober präsentierten Markt- experten ihre Sicht der Din- ge, vielfältige Szenarien für die Zukun und mögliche Chan- cen, die sich daraus ergeben. Zu der Veranstaltung im CCD Süd der Messe Düsseldorf ka- men 240 Zuhörer. Einleitend erläuterte KI-Chef- redakteur Daniel Stricker, dass die europäischen Ra nerie- kapazitäten in den vergange- nen zehn Jahren bereits um 10 % reduziert wurden. Nach Einschätzung des Energiekon- zerns BP werden weitere 20 bis 25 % folgen – mit entspre- chenden Auswirkungen für die überwiegend Naphtha-ba- sierte Kunststo erzeugung in Europa. Maßgebliche Ursa- Europas Kunststo -Versorgung im Wandel Marktexperten äußern sich auf dem KI Summit K 2016 Andreas Hertsch, Geschä sführer der KI Group, mit Pojhan Vahabi, CEO von Aspen Global Solutions Tom Crotty, Director Ineos Anne Hippert, Director Corporate Strategies PolyOne Fotos: Geza Ascho che der Umwälzungen ist die Nutzung von günstigem Shale Gas in den USA, die Ineos-Di- rektor Tom Crotty als „Game Changer“ bezeichnete. Insbe- sondere die Erschließung des Marcellus-Beckens bescherte der Shale-Gas-Branche einen Boom. Die derzeitige Förder- menge von mehr als 425 Mio. m³ pro Tag sei fast doppelt so hoch wie der gesamte Gasver- brauch Großbritanniens, so Crotty. Und die Spitze sei noch lange nicht erreicht, denn bis- lang seien lediglich Lizenzen für 5 % des Marcellus-Vor- kommens vergeben. Das große Ethan-Angebot schickte die US-Gaspreise be- reits in den Keller und lässt jenseits des Atlantiks umfang- reiche Kapazitäten für C2 und Folgeprodukte entstehen. Das Nachsehen haben die europä- ischen Anbieter, deren Kos- tenbasis mit dem US-Wett- bewerb nicht mithalten kann. Für Crotty sind die Folgen ab- sehbar: Rationalisierungen, Werksschließungen und eine zunehmende Konsolidierung der europäischen Kunststo - erzeugung. Dieses Szenario ist für Ineos zwar nicht unbedingt beängstigend, denn es waren vor allem diverse Zukäufe, die den Kunststo erzeuger in den letzten 15 Jahren rasant wach- sen ließen. Aber dennoch ver- sucht Ineos, auch auf andere Weise Vorteile aus der Situ- ation zu ziehen. Das Unter- nehmen will selbst die Kos- tenvorteile nutzen, die Shale Gas bietet. So baute es meh- rere Spezialtanker, die üssi- ges Ethangas aus den USA an den norwegischen Cracker- Standort Rafnes transportie- ren. Darüber hinaus plädiert Ineos massiv dafür, die Nut- zung der umfangreichen Sha- le-Gas-Vorkommen in Groß- britannien voranzubringen. Auch Benny Mermans, Ge- neral Manager Europe/Africa bei Chevron Phillips, rechnet mit einer rückläu gen Kunst- sto produktion in Europa. Da der Bedarf aber gleichzei- tig steige, erwartet er eine Ab- nahme der Exporte und eine deutliche Zunahme der Im- porte. Markante Verschiebun- gen der Handelsströme sind demnach das Ergebnis. Ange- sichts steigender Kapazitäten in den USA und dem Nahen Osten werden sich diese Regi- onen Mermans zufolge mehr und mehr zu Produktions- Hubs für Polyethylen und an- dere Commodities entwickeln, die dann die Märkte in Euro- pa, Ostasien, Afrika und Süd- amerika beliefern. Vor diesem Hintergrund müsse der Abbau von Handelsbarrieren im Inte- resse von Europa liegen. Neue Rohsto quellen ergeben sich laut Pojhan Vahabi, CEO des Distributeurs Aspen Glo- bal Solutions, auch im Iran, insbesondere nach dem Weg- fall der Sanktionen. Das Land – dreimal so groß wie Frank- reich und mit einer Einwoh- nerzahl auf dem Niveau von Deutschland – verfüge über die größten Gas- und viert- größten Ölreserven der Welt. Die Kostenbasis der Light- Feed-Cracker sei noch nied- riger als in den USA, führ- te Vahabi aus. Daher mag es nicht verwundern, dass ira- nische Produzenten umfang- reiche Kapazitätserweiterun- gen planen. Wenn sämtliche Projekte zur Umsetzung gelangen, steigt die Ausstoßleistung für Polyole - ne von derzeit 4,95 Mio. jato auf 9,44 Mio. jato – also auf fast das Doppelte. Schon jetzt produziert der Iran weitaus mehr Kunststo e als das Land selbst verbraucht. Derzeit ge- langt aber nur ein minima- ler Bruchteil der Exporte nach Europa, bei PE zum Beispiel lediglich 1 %. Das Gros der PE-Ausfuhren geht nach Chi- na, wichtige Abnehmer sind aber auch die Vereinigten Ara- bischen Emirate und die Tür- kei. Mit den Kapazitäten, die im Iran neu entstehen, könne aber auch Europa in Zukun stärker von der Polyole npro- duktion Irans pro tieren, sagte Vahabi auf dem Summit. „Die Welt ist voll von Produk- tionskapazitäten“, lautete das Urteil von Heinrich Lingnau Senior Vice President Europe, Middle East, Africa des Spe- zialisten für Polymerwerkstof- fe A. Schulman. Die europäi- sche Kunststo ndustrie solle Chancen nutzen, die sich aus den aktuellen Veränderungen ergeben. Für Produzenten wie für Verarbeiter sei beispiels- weise Kundenorientierung zu- nehmend wichtig. Dazu gehö- re die zuverlässige und schnelle Belieferung. „It’s not the Big that Eat the Small… It’s the Fast that Eat the Slow“, zitier- te Lingnau vor diesem Hinter- grund den englischen Buchti- tel der Autoren Jason Jennings und Laurence Haughton. Wachstumspotenziale sieht Lingnau in Innovationsberei- chen wie Leichtgewichtslö- sungen. Funktionalitäten und Ober ächen. Innovationen erachtete auch Anne Hippert, Director Cor- porate Strategic Accounts von PolyOne, als Schlüssel für den weiteren Erfolg der eu- ropäischen Kunststo ndust- rie. Auf dem KI Summit führ- te sie zwei Beispiele aus der Praxis an, bei denen Kunden durch neue Lösungen Wett- bewerbsvorteile erzielten. Sich verändernde Marktbedingun- gen resultierten ihrer Meinung nach auch aus dem schwa- chen Wachstum des Welthan- dels, der dieses Jahr wohl um 1,7 % zulegen wird und da- mit so langsam wie seit der Fi- nanzkrise nicht mehr. Schuld daran seien unter anderem der niedrige Ölpreis sowie der Umstand, dass wichtige Märk- te wie China und die USA ver- stärkt auf den Heimatmarkt fokussiert seien, so Hippert. In vielen Ländern mache sich eine „Anti-Globalisierungs- stimmung“ breit. Letzteres tri insbesondere auf Großbritannien zu, das im Juni für einen EU-Austritt vo- tierte und nun o enbar dazu bereit ist, den freien Zugang zum EU-Binnenmarkt für die Beschränkung der Freizügig- keit zu opfern. Mike Boswell, Geschä sführer des Distribu- tionsunternehmens Plastri- bution, gab einen Überblick über die Folgen, die sich bei ei- nem harten Brexit für die 23,5 Mrd. GBP schwere britische Kunststo ndustrie ergeben. Zum einen drohen Zölle von 6,5 % auf die Ein- und Aus- fuhren (8,1 beziehungsweise 4,9 Mrd. GBP) mit der EU, dem wichtigsten Handelspartner des Königreichs. Darüber hin- aus könne sich der Fachkrä e- mangel verschärfen – von den 170.000 Beschä igten der briti- schen Kunststo ndustrie sind ohnehin schon 18.000 Arbeits- nehmer nicht-britische EU- Bürger. Boswell hob hervor, dass die britische Geschä swelt mehrheitlich gegen einen Bre- xit war – inklusive seiner selbst. Dass eine Präsenz in Europa trotz der hohen Produktions- kosten auch für chinesische Unternehmen interessant sein kann, zeigte Dr. Christof Krog- mann, General Manager von Kingfa. Der weltgrößte Com- poundeur aus China erö - nete Anfang dieser Woche in Wiesbaden ein erstes europä- isches Werk. Auch bei diesem Schritt spielte die Kunden- orientierung eine maßgebliche Rolle, wie Krogmann erklärte. Denn Kunden aus Europa, die in China Produktionen errich- tet hatten, wollten Kingfa-Ma- terialien auch hier beziehen können. Ein eigenes Com- poundier-Werk in Europa er- wägt nun o enbar auch der japanische Konzern Asahi Ka- sei. Werden weitere asiatische Kunststo akteure womög- lich folgen? Die Zeiten ändern sich, und wir ändern uns in ih- nen. aco

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